Mehr Licht!

02.12.2013 | Gesund leben

Mehr Licht – Fit im Winter: Die Winterzeit steht für Gemütlichkeit. Wir verbinden sie mit Kerzenlicht, Kuscheldecke und Weihnachtsdüften. Doch halt: es gibt auch die unangenehmen Seiten wie Matschwetter, bittere Kälte und Dauermüdigkeit. Letztere hat viel mit der Lichtmenge zu tun, der wir uns im Winter aussetzen. In der dunklen Jahreszeit bekommen unsere Augen weniger Licht zu sehen. Ob „Mehr Licht!“ tatsächlich Goethes letzte Worte waren, wird vermutlich nie zweifelsfrei geklärt werden können. Unstrittig ist hingegen, dass „mehr Licht“ unser winterliches Wohlbefinden positiv beeinflussen kann – damit uns die Gemütlichkeit nicht aufs Gemüt schlägt…

Schilf im Gegenlicht

Nur Müdigkeit oder schon Depression?

Jahreszeitlich bedingter Lichtmangel kann sich unterschiedlich äußern. Manch einer kommt morgens einfach etwas schlechter aus dem Bett oder fühlt sich ganztägig etwas müde und schlapp – ohne sonderlich darunter zu leiden. Andere haben kleinere Stimmungstiefs oder einen „Winterblues“. Und dann gibt es Menschen, die werden ernsthaft krank und bekommen eine Winterdepression. Das Kürzel dafür lautet SAD bzw. S.A.D. und steht für „seasonal affective disorder“, zu deutsch „saisonal abhängige Depression“.

Falls auch Sie zu den Menschen gehören, denen der winterliche Lichtmangel gelegentlich zu schaffen macht, sollten Sie sich daher regelmäßig ein paar „Erleuchtungen“ verschaffen.

Licht im Büro

Wie hell das Licht an einem bestimmten Ort ist, wird anhand der Beleuchtungsstärke-Einheit „Lux“ ausgedrückt (zur Berechnung u.a. siehe bei Wikipedia). Wie hell gleich hell genug ist, hängt von den jeweiligen Anforderungen ab. Ein gemütlicher Fernsehabend erfordert einen anderen Rahmen als ein vorschriftsgemäß eingerichteter Bildschirmarbeitsplatz. Direkt am Arbeitsplatz gilt ein Mindestwert von 500 Lux, im übrigen Raumbereich sind es mindestens 300 Lux. Geregelt ist das in der „Bildschirmarbeitsverordnung“ bzw. der „Berufsgenossenschaftlichen Information BGI 650 – Bildschirm- und Büroarbeitsplätze“.

Mit einem Luxmeter ausgerüstet habe ich in meinem Homeoffice nachgemessen: direkt am PC-Arbeitsplatz sind es ca. 590 Lux, im übrigen Raum ca. 330 Lux. „Gefühlt“ finde ich das schon recht hell, gemessen an den Vorgaben ist es gerade einmal ausreichend. Aber reicht diese Beleuchtungsstärke auch aus, um den winterlichen Lichtmangel auszugleichen? Leider nein.

Tageslicht als Superlichtquelle

Gegen das Tageslicht kommt die übliche Beleuchtung im Wohnraum oder am Arbeitsplatz auch im Winter nicht an. An sonnigen Wintertagen werden bis zu 20.000 Lux erreicht und selbst an stark bedeckten Wintertagen sind es noch um die 1.000 Lux. Siehe die Tabelle zur Lichtstärke bei „Auge Online“. Auch hier habe ich wieder selbst gemessen: am vergangenen Samstagnachmittag waren es bei bedecktem Himmel und bereits einsetzender Dämmerung immer noch 1.250 Lux vor der Haustür – mehr als doppelt so viel wie an meinem PC-Arbeitsplatz.

Bewegung unter freiem Himmel gilt daher nicht umsonst als der beste Weg, fit durch den Winter zu kommen. Das Licht verscheucht die Müdigkeit, Frischluft und körperliche Aktivität regen den Kreislauf an. „Licht, Luft und Bewegung“ lautet also die Zauberformel.

Lichttherapie als Ergänzung

Je nach Lebenssituation und persönlicher Belastung kann es sinnvoll sein, den Lichtmangel zusätzlich mit Hilfe von Lichttherapie-Geräten auszugleichen. Wer lediglich schwer aus den Federn kommt, dem ist vielleicht schon mit einem „Lichtwecker“ geholfen, der einen Sonnenaufgang mit schrittweise heller werdendem Licht simulieren soll (z.B. von Beurer oder Philips). Ich persönlich habe als bekennender Morgenmuffel stattdessen eine Bastellösung ausprobiert und schätzen gelernt. Die Kombination aus Zeitschaltuhr plus Stehleuchte mit Tageslichtspektrum-Energiesparleuchtmittel wird zwar schneller hell als beim simulierten Sonnenaufgang, wirkt aber zumindest bei mir genauso gut und ist kostengünstiger als ein Lichtwecker.

Mehr als eine Art „Aufsteh-Hilfe“ ist ein Lichtwecker jedoch nicht, denn seine Beleuchtungsstärke ist zu gering. Für eine wirksame „Lichttherapie gegen den Winter-Blues“ (siehe der gleichnamige Artikel auf ndr.de) benötigen Lichttherapiegeräte eine Stärke von 2.500 bis 10.000 Lux. Vor der Anschaffung und Nutzung sollte sinnvollerweise ein Arztbesuch stehen, um z.B. Gegenanzeigen wie bestimmte Augenerkrankungen abzuklären.

Wie auch immer Sie ihren persönlichen Lichtbedarf decken: Ich wünsche Ihnen einen erhellenden Winter!

Ein Beitrag von
Bernd Sauer

Inhaber der
VerständigungsWerkstatt